Ein Defekt an der Tischfuss-Mechanik
. . . über den weiten Weg zum Ersatz und
. . . über die unvorhersehbaren Folgen.
– 2019 –
Da auf der nächsten Reise unsere Enkelin 14 Tage mitreisen würde, wollten wir erstmals testen, wie man unsere Hecksitzgruppe in eine Schlafstelle verwandelt. Das hatten wir bisher noch nie angewendet.
Dabei mussten wir feststellen, dass die Einsäulen-Hubtisch-Mechanik nicht funktioniert, d.h. sich in der untersten Position nicht arretieren lässt.
Gasfederunterstützt ist der Tisch höhenverstellbar, aber auch horizontal zu verschieben, um besser zum hinteren Querbett oder an die Hängeschränke zu kommen.
In abgesenkter Position entsteht dann aus der Hecksitzgruppe eine Liegefläche von 205 x 195 cm.
Vom Fachmann der LMC-Vertretung Camperland in unserer Nähe erfahren wir, dass dieser Defekt an der Arretierung nicht zu reparieren sei.
Da wir auf unserer Reise in den Norden in der Nähe des Tischfuss-Herstellers Kesseböhmer vorbeikommen würden, erkundigen wir uns, ob man uns dort mit einem Ersatzteil helfen könnte. Deren ernüchternde schriftliche Antwort: «Es tut uns Leid, dass Sie Probleme mit dem Tisch haben. Den Tisch haben wir schon seit mehreren Jahren nicht mehr im Programm. Es gibt keinerlei Teile mehr».
Hoppla: 4 Jahre nach dem Neukauf, bzw. 2 Jahre nach Ablauf der Garantie, hatten wir dies nicht erwartet.
LMC, der Hersteller unseres Reisemobils, wirbt mit seiner Philosophie der «Beständigkeit durch Qualität». Zu dieser Aussage stellen wir in unserem Fall doch eine gewisse Diskrepanz fest.
Deshalb gelangen wir mit der Bitte an unseren Vertragshändler, er möge mit LMC auf Kulanzbasis nach einer annehmbaren Lösung suchen. Das wurde jedoch nach Rücksprache auf Ebene Sachbearbeiter von LMC zuerst abgelehnt. «Es gäbe wohl inzwischen ein verbessertes Austauschteil, welches uns aber 447,19 € kosten soll».
Erst unsere Intervention auf höchster Chefebene brachte schlussendlich eine akzeptable Lösung: Wir können ein Austauschteil mit 40% Nachlass im LMC-Werk in Sassenberg abholen. Bis zu dieser Geste von LMC war es jedoch ein langer Weg. In meiner Wahrnehmung und in Anbetracht der Summe viel zu lang. Zumal LMC bei diesem Nachlass kaum ein Verlust entsteht, sich wohl aber einen noch grösseren Reputationschaden erspart.
Wie hier geschrieben, holten wir den neuen, verbesserten Tischfuss am 12. Juni im Werk Sassenberg ab. Das neue Teil ist stabiler als sein Vorgänger und hat in horizontaler Richtung auch grössere Verschiebemöglichkeiten.
Was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wissen konnten: das Festklemmen der Tischplatte in horizontaler Richtung erfolgt neu durch einen Konus, dessen Kräfte direkt auf die Schraubenverbindung zur Tischplatte wirken. Beim Vorgänger waren dies Rändelschrauben in einem Metallrohr innerhalb der Tischfuss-Mechanik.
Die Folge: beim ersten Feststellen rissen die Schrauben aus der Leichtbau-Tischplatte, bzw. der hauchdünnen unteren Deckschicht. Die Verstärkungsstege im Tisch sind eben auf die alte Mechanik ausgelegt.
Dabei hatte ich im Vorfeld vorbeugend geschrieben, ich könne den Austausch selbst vornehmen, sofern die Befestigungslöcher gleich sind.
Meine spätere Anfrage, wie denn bei LMC diese Tischplatte in der Produktion befestigt wird, blieb leider unbeantwortet.
Unterwegs mit Bordmitteln eine stabile Verbindung zu basteln, war gar nicht so einfach. In Bunde stiess ich bei der Suche nach einem Baumarkt zufällig auf einen freundlichen Inhaber eines Kleidergeschäftes, der etwas Altmetall hatte und mich in seiner Werkstatt arbeiten liess. So entstand die Lösung mit den aufgeklebten Alu-Verstärkungsplatten und den selbstschneidenden Schrauben. Das hält bis heute nach dem Motto: «c’est le provisoire qui dure»
Allerdings hatte ich Bedenken, dass die Belastung zu gross werden könnte, wenn aus dem Tisch ein Bett wird. So entstand die Idee, die Last nicht allein auf den 4 Punkten der Tischfuss-Befestigung, sondern zusätzlich auf weitere 4 Stützen zu verteilen. In einem Baumarkt bekam ich für kleines Geld Stützen und Holzfüsse und mehr darüber ist in diesem Beitrag zu lesen.
Aber schon beim ersten Belastungsversuch brach eine der Stützen durch die dünne untere Tischseite. Mist! Also wurde die ganze Übung abgebrochen. Die Enkelin und Renate schliefen die 14 Tage auf den Längsbänken, und dies sogar recht gut.
– 2020 –
Da wir wegen der Corona-Restriktionen nicht auf Tour gehen konnten, nahm ich mir das immer noch ungelöste Problem mit unserem Hubtisch wieder vor.
Zuerst repariere ich das Loch in der Unterseite der Tischplatte. Der gestauchte Wellkarton wird total entfernt. Wie beim Original wird dann der Hohlraum wieder mit stehenden Wellkartonstreifen gefüllt. Diese Bauweise ist dem Leichtbau geschuldet.
Neu sollen nun vier dünne Bleche die Tischunterseite im Bereich der Stützen verstärken.
Am oberen Ende der Stützen ist ein Magnet angeschraubt, der am Blech haftet. Unten haben die Stützen abnehmbare Füsse, damit bei Nichtgebrauch alles platzsparend in eine Schachtel passt.
Ein erster Test war erfolgreich und so hoffe ich sehr, hierüber kein weiteres Kapitel mehr schreiben zu müssen.