Das Wetter ist immer noch trüb und nass. Wir müssen heute den angenehmen Platz verlassen. Erstens, weil uns die Essensvorräte langsam ausgehen und zweitens, weil wir einen Stromanschluss suchen. Unsere Solaranlage hat ja schon tagelang keine Sonne mehr in Strom umwandeln können und der Batterie-Computer zeigt nur noch 48% an. Das ist zwar noch kein Notstand, aber weil das Wetter nicht sonniger werden soll, ist es ratsam, wenn wir irgendwo «Landstrom» finden und die Batterien wieder aufladen können.
Bevor wir den Platz verlassen, wollen wir noch das Grauwasser an der Entsorgungsstelle auf diesem Stellplatz loswerden. Das ist eine einwandfreie Einrichtung. Ein Gitterrost, an das man heranfahren kann, um das Grauwasser einzuleiten. Gleich dahinter ein Deckel zum Fäkalienschacht, der an einer Kette zu öffnen ist, ohne dass man sich bücken oder die Hände schmutzig machen muss. Gut sichtbar darüber ein grosser Knopf für die Spülung der Anlage.
Nun hat doch so ein Depp gestern seine Toilette über dem Grauwassergitter ausgelehrt, statt in den Fäkalienschacht. Es braucht wenig Fantasie, um sich diese Sauerei auf dem Gitterrost vorzustellen. Renate hatte den Typen gestern zufällig aus unserem Fahrzeug heraus gesehen, wie er offenbar mit dem Schuh versucht hat, seine Hinterlassenschaften durch das Gitter zu bugsieren. Der feine Herr war mit einem neuen Morelo Liner hier, ein Fahrzeug mit einem Wert von weit über 300’000 Euro. Er war uns schon aufgefallen, da er sein Reisemobil (noch) nicht so souverän eingeparkt hat. Vermutlich war dies auch seine erste Ausfahrt und von den «niederen Arbeiten» hat er wohl auch keine Ahnung. Da wir heute viel Grauwasser abzulassen hatten, konnten wir die gröbste Sauerei etwas wegspülen.
Wir hatten auch Glück, dass es bei unserem Aufbrechen gerade nicht regnete. Unsere Stellplatz-App zeigt uns einen vielversprechenden Stellplatz in Werlte an, den wir nach dem Einkaufen anpeilen.
Die Landschaft ist sehr schön. Der Strassenzustand weniger. Oft fahren wir mit 30 km/h, weil es so rumpelt.
Es ist ein verrücktes Wetter. Immer wieder Regen. Manchmal etwas Sonnenschein. Aufgrund der sauberen Dörfer mit schönen Anwesen schliessen wir auf eine wohlhabende Gegend.
Der Stellplatz in Werlte ist beliebt. Er liegt in Stadtnähe bei einer alten Mühle und nachts soll es hier auch ruhig sein, hoffentlich!
Es gibt Platz für 6 Camper, eine Ver- und Entsorgungsstelle sowie 4 Stromanschlüsse. Einen davon können wir uns sichern. Bei Ankunft haben wir wieder Glück, dass wir uns «nur» bei Nieselregen installieren können. Bald darauf schüttet es schon wieder.
Als dann später die Sonne wieder scheint, wagen wir uns auf einen Gang in die Stadt. Aber das wird ein kurzes Vergnügen, denn der nächste Regenguss ist in Sicht. Wir schaffen es trocken zurück zum Mobi. Ein riesiger Camper mit «Beiboot» verlässt den Platz. Es ist das Heim eines Schaustellers des gerade beendeten Herbstmarktes.
Werlte ist die jüngste Stadt im Emsland. Seit 2017 und 10’500 Einwohnern darf sie sich Stadt nennen. Wirtschaftlich steht die Kommune ausgesprochen gut da, auch dank der Fahrzeugwerke Krone, der Nummer zwei der europäischen Nutzfahrzeugherstellung.
Das wird wieder ein gemütlicher Abend im Mobi. Wir können bedenkenlos Strom verbrauchen, weil wir am Landstrom hängen. Erstmals überhaupt in diesem Jahr.
Gefahren: 30 km